„Die Huren von Babylon sind Shaun Atkins und Julian Hill, die mit Gothic bisher recht wenig im Sinn hatten. Die Zwei betreiben in Bristol ein Studio und hören eigentlich gerne Heavy/Trash Metal, aber auch Avantgarde und dramatische Klassik. Wer jetzt geschockt ist und meint, er müßte nicht weiterlesen: bitte schön. Das gerade kurz vor Redaktionsschluß auf meinem Tisch gelandete Tape lohnt sich jedenfalls. Vom Hochglanzcover lächelt mich ein Giger-Gesicht etwas überheblich an. Musikalisch blitzen ein paar harte Gitarren durch das sonst zarte Klangbild, werden aber durch besänftigende Keyboards neutralisiert. Ich glaube, so muß sich Gothic anhören, wenn er von Unbefangenen gemacht wird. So entsteht eine erfrischende, experimentierfreudige Musik, die natürlich Mystik und Melancholie in keinerlei Weise vermissen läßt. „Charmeur des Serpents“, bereits einige Jahre alt, erinnert ein wenig an die Franzosen Lucie Cries. „Apparition“ erscheint hingegen flüssiger, wenn auch zwischendurch ganz schön verschleppend. Die Vocals lassen sich davon aber nicht anstecken, sie wirken hypnotisierend, wie das Cover. Ein leichter Rave-Touch verbunden mit orientalischem Violinenspiel bildet die Grundlage von „Babylon“, das mich durch seine krassen Gegensätze reizt. Eine überaus gelungene Cassette, die man für £ 6 bei obiger Adresse erhält.“
(Text aus The Torturer Nr. 1 - Mai 1993)
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