Dienstag, 29. Dezember 2015

Mano Juodoji Sesuo - Reinkarnacija (MC, 1994)

„Eine Band aus Litauen, die sich übersetzt „My Black Sister“ nennt, hat ein Tape mit vierzehn Songs produziert in sehr guter Qualität. Der Opener „Nuvytusios Geles“ könnte eine litauische Version von „Heartland“ sein. Dies zieht sich auch durch sämtliche Songs, die alle einen gewissen Einfluß der britischen Schwestern besitzen. Daher ist der Bandname auch nicht zu weit hergegriffen, im Gegenteil, nach der Musik sind die Litauer für mich die wahren Erben der SOM. Ich kann mich jedenfalls sehr an die Songs gewöhnen, die neben den klassischen Wave-Elementen auch Klänge und Strukturen der Heimat der Musiker beinhalten. Tolles Werk.“

(Text aus The Torturer Nr. 4/Februar 1994)

Lore Of Asmoday - Lanienia (MC, 1993)

„Das neue Tape von Lore Of Asmoday, ganz schwarze Box, sicherlich wieder eins dieser neuen Grufttapes, oder? Spaß beiseite, natürlich nicht, sonst hätte ich so was auch nicht geschrieben. Acht Songs umfaßt das Tape, alle aus der Feder von Rüdiger Seibert (hat gerade mit seinem anderen Projekt Fields Of Winter eine 7"-EP veröffentlicht) und seinen Mitstreitern. Der Einsteiger "Laniena" führt mich zunächst auf einen kalten, grauen Burghof verblaßter Jahrhunderte, mit Vogelgezwitscher und einer friedvollen Atmosphäre. Monotones Schlagwerk, einem Amboss ähnlich, stört ein wenig die Ruhe, der klagende Gesang tut sein Übriges dazu. Das beigefügte farbige Faltcover zeigt eine mittelalterliche Szene einer Burgbelagerung, und genau in diese Zeit sollte man die Musik von Lore Of Asmoday einordnen (wenn auch nicht immer musikalisch, aber sicherlich von der Grundidee her). So ist auch „Sarah“ spartanisch instrumentiert, hinterlegt von einer militärischen Snare, mit dominierenden, an Minnesänger erinnernde Vocals. „Jimmy Klay“ besteht nur aus anklagendem Sprechgesang, während „The Mercenary“ sich als ein schriller voodoomäßiger Soundbrei entpuppt. „Heaven Of Silence“ ist ein ganz nettes Wave-Stück, das einen schwer zu folgenden Drumbeat hat, paßt genauso nicht so ganz in den bisherigen Rahmen der Lieder wie „Holy Evocation“. Ein für mich typischen LOA-Stück ist „Der Tod...“, auch hier wieder mit Snare, Pauken und diesem bannenden Gesang. Szenerie: der Nachtwächter spricht vor dem Volke, verkündet den sich anbahnenden Krieg und den damit verbundenen Tod, das beste Stück auf dem Tape. Den Abschluß macht „Earthbound Spirit“ mit getragenem Keyboardintro, das sich in eine verträumte, vernebelte und bezaubernde Melodie verwandelt. Besser konnte man das Tape nicht beenden.“

(Text aus The Torturer Nr. 4/Februar 1994)

Ultimatome - Sans Visage (Demo.1) (MC, 1993)

„Über die französische Band Ultimatome habe ich noch nirgendwo etwas gelesen, meine Anschrift  haben sie von der Demotheque aus Paris. Auf ihrem ersten Demo befinden sich fünf Stücke, eins davon wird zusätzlich als Instrumental wiederholt. Dieser Song, nämlich „Svetlana“, besticht auch gleich durch eine sehr melancholische Note, ein schönes waviges Stück mit Gitarrenbetonung. Auf dieser Linie geht es etwas flotter mit „La Corde“ weiter, der Gesang ist nur noch wesentlich verzweifelter. Die Musik hat etwas Kühles an sich, liegt wohl daran, daß die Songs nicht so eine kompakte Sounddichte besitzen. „Un Autre Moi“ beginnt mit einem ruhigen, fließenden Keyboard, bevor sich das restliche Instrumentarium etwas ungeordnet hinzugesellt. Auch dieses Lied zerfließt nur so vor Traurigkeit und Nebelschwaden. „L 'Eveil“ erinnert mich an ein Stück von den französischen Kollegen Act Of Cruelty, es bringt ungefähr die gleiche Stimmung rüber. Zum Abschluß gibt es „Chaos“, das ist aber nicht das Resumee für dieses Tape. Ultimatome machen Wave, wie man ihn bei uns schon lange nicht mehr spielt, wenn auch das letzte bißchen Energie und Intensität fehlt. Aber muß denn beim ersten Demo alles perfekt sein?“

(Text aus The Torturer Nr. 4/Februar 1994)

Poison Party - Mask Of Suffering (MC, 1993)

„Hierbei handelt es sich um die eigentliche Band von Dronning Maud Land-Drummer Frank Quasebarth, die inzwischen ihr drittes Demotape seit 1991 veröffentlicht hat. Der Opener „Ghost Train“ haut mich auch gleich vom Hocker, ich bekomme doch glatt einen klassischen Wave Song wie zu Zeiten von Skeletal Familiy oder X-Mal Deutschland zu hören. Leichte Metaleinflüsse gibt es bei „Circle“, hier wechseln sich harte Gitarren mit Melodiespiel ab. „Yearning“ ist eine düstere, schleppende und gefühlvolle Ballade, ganz nach meinem Geschmack, der Hit auf dem Tape. Zerbrechliche Melodien, unterbrochen von härteren Sounds, dazwischen immer wieder mal rockige Parts und der hervorragende klagende Gesang, das sind die Merkmale von „Ecstasy“. „Windows Got Two Sides“ erscheint verspielt und zuckersüß, wie der Soundtrack zu einem Märchen, mit leichten Anleihen an mittelalterlichen Stilen, die mit Keyboards umgesetzt  werden. Das Stück fließt ruhig dahin, mit sehr abwechslungsreichen Akzenten. Den Abschluß macht der Titelsong „Mask Of Suffering“ mit schweren Gitarren und Drums, monotonen Vocals, klingt sehr bedrohlich. Zusammenfassung: ein Tape, wie man es sich heute nur wünschen kann, allein der Einsatz weiblicher
Vocals ist mal wieder etwas anderes. Ob jedoch die Sängerin wirklich Kerstin Klein heißt, und nicht doch Anja Huwe (X-Mal)...?“

(Text aus The Torturer Nr. 4/Februar 1994)

Montag, 28. Dezember 2015

Realm Of Doom - Feedback (MC, 1994)

Und noch ein weiteres Tape, das ich leider selbst nicht im Original habe. Die sechs Tracks wurden auf Alexander Pohles Sublabel Gorkon Recordings in einer limitierten Auflage von 130 Exemplaren veröffentlicht. Das Duo verfolgte einen Stil im Sinne der Sisters Of Mercy, ohne jedoch diese zu kopieren. Bis auf eine 12" gab es leider keine weiteren Werke (zumindest wurde eine geplante CD nie veröffentlicht), schade.

Dark Entries ‎- Schizophrenia Simplex (MC, 1993)

Dieses Tape aus dem Raum Reutlingen habe ich vor einigen Monaten gefunden, und ich möchte es euch nicht vorenthalten. Dark Entries machen kompromisslosen Gothic Rock, wie er in den frühen 90ern gespielt wurde. Auch wenn die Produktion nicht die allerbeste ist, sind die fünf Songs durchaus hörenswert. In den Folgejahren gab es noch CD-Veröffentlichungen einer Maxi sowie zweier Alben.

MO-59 Blooding Mask - What That Hollow Shows Through (MC, 1994)

“Finsterste weibliche Gesänge leiten das neue Meisterwerk der italienischen Musiker ein, bedrohliche Keyboards untermalen das Intro „Into The Hollow”. Danach bricht ein sehr rhythmisches Stück á la  Sleeping Dogs Wake über dich ein. Die gleiche Intensität der Drums, die Art Gittarrenspiel, einfach genial, dieses „Der Vampir in Dir“. Der Song ist abwechslungsreich strukturiert. Passagen, die sich derart krass unterscheiden, aber irgendwie deshalb so gut zusammengehören. Weiter geht es in Deutsch, beschwörende Worte, zum Teil sprechend rezitierend, dann wieder weinerlicher Gesang. Man muß das selber hören. Mir wird in diesem Moment mal wieder bewußt, wie schwer es doch ist, anderen Leuten Musik verbal schmackhaft zu machen. „Cheope“ erscheint als ein Requiem für eben diesen alten ägyptischen Pharao, ist jedenfalls so intoniert. Auf Seite zwei geht es sehr finster weiter, mit wesentlich mehr Betonung auf die ausgereifte Stimme. Wer auf die Idee kommt, dieses Tape bei Tageslicht zu hören, ist selber schuld. Die faszinierende Stimmung, die von Blooding Mask erzeugt wird, kann so wohl kaum nachvollzogen werden. Eines der besten Tapes in meinem Regal.“

(Text aus The Torturer Nr. 4/Februar 1994)

Swans Of Avon - When Heaven Falls (MC, 1993)

„Im Vorprogramm von Shadow Project haben sie schon gespielt, evtl. demnächst als Support für Gitane Demone oder Mephisto Waltz. Die Swans Of Avon bezeichnen ihren Stil selbst als „beschwörenden Voodoo-Deathrock“, dieser aber in der ursprünglichen Form der achtziger Jahre, irgendwo zwischen Christian Death und Cure. Der Openener „When Heaven Falls“ knüpft jedenfalls dort an, wo die berühmten Amerikaner aufgehört haben. Voranpeitschende Drums werden unterstützt durch eine flirrende Gitarrenmelodie, dazu der zweistimmige, ergreifende Gesang von Dirk, der übrigens auch die Saiten bei Secret Discovery bedient. „Into The Storm“ ist eine finstere Ballade, bei der neben den ruhen Vocals die hintergründige Flöte in Verbindung mit einer zauberhaften Viola für eine traumatische Atmosphäre sorgt. Wären da nicht diese wirren Voodoo-Trommeln mit ihrem Marschrhythmus… Ein Song, der dich in unergründliche Tiefen versinken läßt. Der Zauber steigert sich bei dem monoton-dumpfen „Maniac Dreamer“ weiter, man wartet nur noch, daß man aus dem Traum erwacht, bevor der Meister die spitze Nadel in die Wachspuppe sticht. Da ist es auch schon geschehen, du bist das Opfer, erleidest höllische Qualen. Der „Garden Of Sleep“ erscheint als hoffnungsvolle Erlösung. Mit verschlepptem Tempo wird der Leidensweg stimmungsvoll nachvollzogen. Diese von mir beschriebenen Bilder sind von der Band wahrscheinlich nicht gesehen worden, aber für michergibt sich aus der Musik zwangsläufig diese Geschichte. Jeder vermag wohl anders empfinden. Die Swans Of Avon sind sicherlich eine der vielversprechenden Bands, die ihre  Vorbilder nicht nachmachen, sie haben ihren nicht einfachen Sound gefunden.“

(Text aus The Torturer Nr. 4)

Dazzle And Delight - Exhibition (MC, 1993)

„In Frankreich scheint sich in letzter Zeit in der Undergroundscene einiges zu regen. So bekam ich aus Nizza dieses Tape mit seinen neun Stücken. Einigen ist die Band sicherlich schon bekannt, denn sie war auf dem letzten Dion Fortune-Sampler mit einem Song vertreten. Jedoch muß ich gestehen, daß einige Stücke sehr aus dem Rahmen fallen, sie sind bestückt mit schrägen Gitarren und Funkriffs, die Drums wurden bei diversen Grungesongs abgeschaut. Zu den guten gehört zweifelsohne „My Face In The Sun“. Ein schöner Dark Wave Song mit komplizierter Struktur und vielen Breaks. „Soul Brother“ lebt vom Geiste der alten Bauhaus-Sachen und „I Wanna Be Your Lover“ ist für mich die Fortsetzung von "Bela Lugosi's Dead", einfach frisch und treibend. „L´homme á l´accordéon“ klingt nach einer Bistroballade im Sinne von Nuit d´Octobre. Verdammt bekannt kommt mir „Fire Walk With Me“ vor, und den Titel habe ich auch im Kopf, von wem ist das nur? Ein Wahnsinnssong, der nicht mehr aus dem Kopf geht, aber woher kenne ich ihn nur. Na ja, nicht weiter grübeln, ein ganz nettes Tape mit Tiefen und Höhen, sehr vielfältig, aber ohne roten Faden.“

(Text aus The Torturer Nr. 4/Februar 1994)

Samstag, 26. Dezember 2015

The Whores Of Babylon - Promo 93 (MC, 1993)

„Nach dem ersten Demo „Eternal“ vom April letzten Jahres und einer Maxi mit Techno/HipHop-Mixes neuerer Songs erschien zuletzt das neue, unbetitelte Demo des Duos aus Bristol. „Carnal Desires“ ist ein klassischer düsterer Wave-Song auf elektronischer Basis, dazu gesellen sich im dezenten Hintergrund rauhe Gitarrenakkorde. Die Drummachine bildet die Grundlage eines flotten, mitreißenden Songs. „The Fall Of Agade“ hat etwas hypnotisches an sich. Das Stück schwimmt monoton treibend auf einem Soundteppich seinem Höhepunkt entgegen. Bezaubernd die herrliche Violine im Background. Den Abschluß auf dieser Seite macht das Instrumental „Lost Souls“. Hier zeigt sich, daß die Band auch auf richtigen Instrumenten spielen kann, denn wer so auf einer Konzertgitarre spielt, muß das gelernt haben. Etwas orientalisches steckt in dem Song, gefällt mir sehr gut. Auf Seite zwei befinden sich zwei der Remixes der Maxi, nämlich der ersteren Stücke der A-Seite. Allerdings erkennt man beide nicht wieder, aber Technoliebhaber werden Gefallen daran haben, nur findet man solche nicht in der Wave/Gothic-Szene. Ich ziehe lieber die Originalversionen vor, die wissen auf jeden Fall zu gefallen.“

(Text aus The Torturer Nr. 4/Februar 1994)

The Preachers Of Sadness - Time To Cry (MC, 1990)

Der Vollständigkeit halber hier das zweite Tape von den Preachers Of Sadness aus dem Jahre 1990, das bei Danse Macabre herauskam und sich stilistisch von nicht von "Serious Thoughts" unterscheidet.

Remain In Silence - Seven Rooms (MC, 1985)

Wenn ich mich recht entsinne, habe ich Remain In Silence Mitte der Achtziger im Vorprogramm eines Konzertes gesehen habe. War es New Order, Erasure oder Siouxsie & The Banshees? Ich weiß es einfach nicht mehr. Musikalisch bewegte sich die Band im Bereich des Cold Wave, grob in der Nachfolge von Joy Division, und war mit diesem Sound in Deutschland relativ alleine. Durch Zufall bin ich auf dieses erste Tape gestoßen und möchte es keinem vorenthalten.  Auf dem Tape, das in einer limitierten Auflage in einer Schachtel mit Booklet und ein paar Fotos erschien, gibt es fünf Studiotracks und sieben Liveaufnahmen. Übrigens feierten die beiden verbliebenen Mitglieder Andreas Gimpel und Andreas Buchwald gerade erst das 30. Bandjubiläum und gingen mit neuem Material auf Tour.


Hier kann das Booklet eingesehen werden.

The Damage Done - Subliminal Offensive (MC, 1993)

„Die französischen Bands scheinen einen immer härteren Stil des Gothic-Rock zu bevorzugen, oder ist das vielleicht gar kein Gothic mehr, was The Damnage Done auf ihrem neuen Demo zelebrieren? Das Vier-Track-Tape ist geprägt von überharten Gitarren, die Melodien des Vorgängers „Unveiled Vices“ sind gänzlich verschwunden. „Blind Shots“ beginnt mit einer MG-Salve und in diesem Tempo wird der Song bis zum Ende durchgezogen. Als nächstes folgt „Nova Convention“ mit einem schweren Gitarrenwall, erinnert am ehesten an die alten Songs. Ganz gut gefällt mir „Side FX“, auch hier dominieren die antreibenden Gitarren, die man so wohl höchstens von Killing Joke oder The Cult her kennt. Den Abschluß macht das rasende „Inner Cycles“, das so richtig schön rockig abgeht. Ich weiß wirklich nicht, wie man jetzt The Damage Done beschreiben soll, mal ist es Gothic-Rock, mal hat es was vom Hardcore, dann wieder Metal. Interessante Mischung, aber „Unveiled Vices“ gefiel mir besser.“

(Text aus The Torturer Nr. 4/Februar 1994)

Freitag, 25. Dezember 2015

MO-58 Am Tag Unter Null - Lust (MC, 1994)

Nach fast zwei Jahren gibt es ein neues Demo von Am Tag Unter Null. War ihr letztes Tape noch unterlegt von Wasserfallrauschen, sind die acht neuen Songs von bestechender Studioqualität geprägt. Der Titelsong „Lust“ sowie auch „Sonore“, beide in Deutsch vorgetragen, haben etwas vom Stil der frühen Rose Of Avalanche, vor allem die Art des Gitarrenspiels. Als nächstes kommt für mich das beste Stück, „Dead Men's Doubt“, das an New Order erinnert; es hat eine einprägsame Keyboardmelodie, die sofort im Ohr bleibt, zum Mitpfeifen anregt, ein tolles Stück zum Tanzen. Die Drumpatterns von „Swamp“ klingen genauso wie beim Intro von Depeche Mode's „The Sun And The Rainfall“; wohl nur Zufall. Auch hier die Gitarre mit einem zerrenden Effekt, leicht psychedelisch quängelnd. Passend zum Song „Shiwa tanzt“ ist diese auch sehr rhythmisch betont am arrangiert, die Gitarre leiert leicht asiatisch, der Baß wurde durch einen dumpfen Flanger gejagt, der Gesang könnte von einem gewissen Blixa B. sein, kommt insgesamt sehr gut rüber. Zum Ende gibt es als Zugabe noch drei Songs, die mit Vierspurrekorder aufgenommen, aber im Studio nochmals überarbeitet wurden. Dazu gehört das schnellere „Gone“, das sich gemächlich fortbewegende „Ruß“ und das eisige „Erfrieren“. Mit „Lust“ haben Am Tag Unter Null ein sehr gutes neues Demo geschaffen, das live gespielt noch mehr hergibt. Im nächsten Heft wird man mehr über die Band aus der Eifel erfahren.“

(Text aus The Torturer Nr. 4/Februar 1994)

 

MO-57 The Blues Of A Lesser God - Summer, Sun, Suicide (MC, 1994)

Nachdem sich Andreas von seiner alten Band Dusk To Dawn getrennt hatte, konnte er sich seinem neuen Projekt widmen, das allerdings mit Blues nichts zu tun hat. Die Musik ist nicht mehr so poppig geworden, dafür aber aber schwieriger aufzunehmen. Wahrscheinlich befindet sich Andreas auch noch einer Phase, um seinen Stil zu finden. Auf sechzig Minuten gibt es insgesamt dreizehn Songs zu hören, sehr unterschiedlich instrumentiert wurden. Mit leichtem Elektronikgeblubber beginnt „Zezam (open)“, bevor es zu einem harten Elektrocore-Stück wird. Allgemein gesehen spielt bei der neuen Band die Gitarre vermehrt eine Rolle, der Gesang, den Andreas jetzt selbst übernommen hat, ist auch wesentlich rauher und aggressiver geworden. Dazwischen wird als krasser Gegensatz dann ein melodiöses, nur vom Keyboard getragenes „Crossing My Fingers“ eingeschoben. Dieses Stück läßt am ehesten die musikalische Vergangenheit erahnen. Eine sehr schöne Wavenummer ist „Hailing Truth“, die mir sehr gut gefällt, mit leichtem EBM-Touch. Zum Abschluß wird The Blues Of a Lesser God recht ruhig und getragen, bei „Unsung“ handelt es sich um eine hübsche melancholische Ballade. Ein wenig Werbung für das eigene Werk macht ja eigentlich jeder, aber die Methode, die hier angewendet wurde, ist mir neu. Als letzten Track gibt es das fünfzehn Minuten lange „Dies ist kein Traum“. Mit einer New Age-Musik zum Meditieren als Untermalung, versucht man hier dem Zuhörer einzusuggerieren, daß er das Tape und die Band unbedingt zu seinem Favoriten macht. Nicht schlecht, zumal man die Musik sehr schön geniessen kann.“

(Text aus The Torturer Nr. 4/Februar 1994)

Montag, 21. Dezember 2015

Renaissance Noire - Au dela du cercle de lumière (MC, 1992)

„Ein Tape, dessen Aufmachung einiges erwarten läßt: farbiges Cover, ein Inlay mit Texten und stilvollen Farbfotos. Renaissance Noire sind in Frankreich eine eher ungewöhnliche Band, wenn auch der romantische Touch ihrer Musik zum französischen Ambiente passt. Bisher haben die vier Franzosen drei Demos veröffentlicht und waren auf unzähligen Compilations vertreten. Der erste Eindruck dieser vier vorliegenden Tracks war für mich der Vergleich zu den italienischen Kollegen Ataraxia, nur wesentlich ruhiger und dezenter. „Le chant des solitudes“ beginnt mit einem feinen Cembalo, schon bald tritt der Gesang hinzu. Dieser fließt gemächlich dahin, wie ein großer breiter Strom in seinem vorgeformten Bett. Zusätzlich werden verschiedene, der Stimmung angepaßte elektronische Passagen eingebaut. Die Vocals lassen bei allen Songs (ob das überhaupt der richtige Begriff hierfür ist?). Anleihen an mittelalterliche Gregorianik erkennen, sodaß sie auch klar im Mittelpunkt stehen. Rhythmusinstrumente sind äußerst spärlich eingesetzt und stören kaum. Von einem nicht alltäglichen Dreivierteltakt getragen wird das Titelstück, lädt zur meditativen Besinnung ein, wie alle anderen "Werke" übrigens auch. Ich bin begeistert von dieser Musik, die sich dermaßen schön mit der zeitgenössischen Muse der Renaissance angefreundet hat, daß mir richtig warm ums Herz wird. Hier wird nicht mit irgendwelchen Klischees umhergeworfen, es handelt sich um ehrliche Musik. Bravo!“

(Text aus The Torturer Nr. 4/Februar 1994)

Mordor - Csejthe/Odes (MC, 1992)

Mordor ist eine Schweizer Band, die sich 1990 gegründet hat. Ihr Sound ist eine Verschmelzung aus Death Metal-Vocals und solcher Musik, die ihre Inspirationen im Industrial und Gothic sucht. Ihr erstes Demo „Odes“, das zweite Tape „Csejthe“ sowie ein weiterer Track sind auf dieser Cassette zusammengefaßt. „Bloody Comtess“ handelt von der Blutgräfin Erzebet Batory, die im 16. Jahrhundert den Glauben hatte, durch Jungfrauenblut ihr Leben zu verlängern. Das Stück ist sehr gruftig, und wer die Geschichte der Blutgräfin kennt, findet hier den Soundtrack in Form einer Oper in sechs Akten wieder. Mystisch hypnotisch klingt im Anschluß daran „First Birth Of The Cruel Nymph“. Genauso monoton schleppend geht es weiter mit dem dämonischen „Last Daemonic Invocation“, wirkt betörend auf den Geist, du versinkst in den Tiefen der Musik. Brutal hört sich „Self lmmolation For My Sweet Goddess Of The Dark Dawn“ an, das einem Ellav Ablasor gewidmet ist. Äußerst ruhig, sogar mit akustischer Gitarre gestaltet sich „The Moment Of The Total Worship Of Evolution“, bei dessen Schluß ein großes vernichtendes Feuer ausbricht. Auf der B-Seite ist das ältere Material zu hören, und bei „Dark Throne Of Blasphemous Evil“ hört man die cthonischen Scharen durch ihre Tunnel an die Oberfläche kriechen, um ihre alte Macht wieder zu errichten. Ein Song, der dem Meister HPL persönlich gewidmet ist, sehr bedächtlich, industrialmäßig. „The Great Kat is God“, dedicated to Katherine Thomas. Der Bass wummert dir um die Ohren, dazu gesellt sich eine heulende Gitarre und finsterer Dämonengesang, wieder in einem verschleppenden Rhythmus. Den Abschluß bildet das abgrundtiefe „Black Roses From The Down Of Chaos“. Mordor machen eine Art Musik, wie sie wohl zu allen erdenklichen Ritualen im Hintergrund laufen kann, finster, okkult, hörenswert...“

(Text aus The Torturer Nr. 4/Februar 1994)

The Torturer Nr. 4 (Februar 1994)

"Da sind wieder mit unserer vierten Ausgabe, die sicherlich interessanter, vielseitiger und ausgewogener als die letzte Nummer geworden ist. Das liegt zum einen an einem gewissen Umdenken der Redaktion, zum anderen aber auch an den neuen Mitarbeitern, die sich mit ihren Ideen hervorragend in den Torturer eingebracht haben....Das nächste Heft ist unsere Jubiläumsausgabe, ein Jahr The Torturer. Parallel dazu erscheint ein auf fünfzig Stück limitierter Tape-Sampler in einer Box mit sechs Bands, die dann im Heft zum Interview gebeten werden...."

(Text aus dem Vorwort)

An dieser Ausgabe wirkten mit Carmen Bonn (Covergestaltung), Michael Dettenberger, Alexander Pohle und Carolin Kamenz.


Hier kann das Heft eingesehen werden.

Katalog Nr. 15 (Februar 1994)

Im Februar gab es einen neuen Katalog in einem ungewöhnlichen Format (DIN A 5, längs gefalzt), enthalten waren auch zwei neue Tapes im Mailorder.


Hier kann der Katalog eingesehen werden.

Katalog Nr. 14 (Januar 1994)

"Das Ziel von NO CONTROL TORTURE war es seit Gründung im Jahre 1991, weniger bekannte Wave/Gothic-Bands dem interessierten Publikum verstärkt vorzustellen. Dies ist meiner Ansicht nach auch überwiegend gelungen. In den letzten dreißig Monaten wurden sechs Tapesampler, eine CD-Compilation sowie drei Tapes von Bands und ein Hörspiel veröffentlicht. Gute Kontakte aus dem In- und Ausland haben die zeitraubende Arbeit leicht vergessen lassen. Nachdem mich nun einige ermuntert haben, weiterzumachen, werde ich den Mailorder fortsetzen. Aber, der bisherige Rahmen wird vermindert. Das heißt, alles Tapes, die als Restexemplare ausgezeichnet sind, fallen aus dem Programm bei Ausverkauf raus. Alles andere ist weiter erhältlich. Neue Artikel werden wieder neu aufgenommen. Trotzdem werde ich meinen Schwerpunkt auf das NCT-Fanzine THE TORTURER legen. Dort werden vor allem kleine, neue und unbekannte Bands ein Forum finden. Es wird sicherlich irgendwann im nächsten Jahr wieder mal einen Sampler geben, aber ich möchte mich da jetzt nicht festlegen. in welchem Rahmen das sein wird."

(Aus dem Vorwort)


Hier kann der Katalog eingesehen werden.

Sonntag, 20. Dezember 2015

The Radiance - Two Days In The Ocean (MC, 1993)

Dieses Tape ist eine Compilation mit 14 Tracks aus den Jahren 1991 - 1993. Gemäß dem Tapecover entstammen der Feder von zwei Bands, nämlich The Fiction Of Radiance und The Radiance. Musikalisch bewegt sich das ganze in einem minimalistisch gestalteten elektronischen Rahmen, nur selten wird auch Gesang eingesetzt. Aus den Klangcollagen sticht vor allem der treibende, vom pulsierenden Basslauf getragene Track "Heading North" hervor.

Samstag, 19. Dezember 2015

The Torture Never Ends - Festival (16. Oktober 1993)

Im Oktober 1993 haben wir im Koblenzer Haus Metternich ein kleines Wave-/Gothic-Festival HeKate (plus special guest Chorea Minor), Misantrophe, The House Of Usher und Dronning Maud Land veranstaltet. Der Plakatentwurf stammte aus der Feder von Jörg Kleudgen.


Hier kann das Programmheft eingesehen werden.

Swan Death - Swan Death (MC, 1993)

"Ein Demo mit sechs Titeln erhielt ich aus Belgien. Irgendeine neue Art von Gothic steckt hinter den einfallsreichen Stücken. Den Beginn macht die Geräuschcollage "Main Title Sorcery", die sich dann urplötzlich in ein monotones Verzweiflungslied verwandelt. "The Swan" klingt dagegen schon etwas brutaler, hört sich nach Joy Division in rehearsal an. Anklänge an Xymox oder X-Mal Deutschland bietet "Nudity Taks", gefällt mir bisher am besten, hat pompöse Synthiemelodien als gerüst. Ein Requiemauszug scheint "Life-Blood" zu sein, mit warmen Synthies und einem gemütlichen, anregenden Beat. Als nächstes werden bei "Tierkirchhofe" in deutscher Sprache Tierversuche mißbilligt, dazu paßt die zerbrechliche Stimme von Heidi, klingt ein wenig nach Ataraxia. Den Abschluß macht "Demontes", das sich wie ein schweres Gewitter aufbaut. Es brodelt richtig, die Stimme scheint aus weiter Entfernung zu singen. Ein vielversprechendes Tape, bei dem zwar die Soundqualität noch nicht optimal ist, aber das musikalische Potential und gute Ideen findet man zahlreich."

(Text aus The Torturer Nr. 3)

Cat Fud - Put The Cat Out (MC, 1993)

"Aus der Hauptstadt Italiens stamt dieses Projekt, bestehend auss Marko und Piero. Die beiden machen im Prinzip eine Art Wave, wie er gerade aus dem Punk entstanden ist, mit ersten Romantikeinflüssen, vor allem zu erkennen bei "The Die Anyway". Der gute alte Robert S. und seine Krankenpfleger standen wieder einmal Pate bei diesem Tape. Eines der Highlights ist "Something More", das neben " Lost" sehr cure-lastig erscheint. Den Unterschied macht eigentlich nur die Drummachine aus. Cat Fud scheinen wirklich große Fans der Engländer zu sein, denn "All Myself" könnte glatt aus der "A Forest"-Zeit sein. Ich habe immer das Gefühl, hier unveröffentlichte Studio-Outtakes von Cure zu hören, es ist einfach erstaunlich, die Songs haben trotz der Ähnlichkeiten doch noch etwas eigenes. Nicht schlecht."

(Text aus The Torturer Nr. 3)

Meszada - Der Illusion beraubt (MC, 1993)

"Müssen sich deutschsprachige Gothicsongs wie Goethes Erben anhören... anhören? Klare Antwort: nein. Meszada bestehen seit gut zwei Jahren. Dies ist ihr zweites Demo. Es ist nicht ganz einfach, das Tape gedankenlos nebenbei anzuhören. Die Texte sind mit der Musik innig verbunden. So werden auch nicht nur übliche Klischeetexte behandelt, die Band nimmt genauso zum politischen Leben Stellung. Beispielsweise beschreibt "Herzegowina" als knallharte Kritik das Verhalten der internationalen Politik. "Liquid Thinking" handelt von allgemeiner Orientierungslosigkeit in sozialen Bereichen, untermalt von bezaubernden Melodienbögen mit melancholischem Charakter, a great Song. "Sagenumworbene Stadt" versucht durch entsprechende Instrumentierung den Traum vom unendliche schönen Paradies zu bestärken. Um eine verflossene Liebe geht es bei "Ohne Bedeutsamkeit". Musikalisch ordne ich den Song in die Schublade Ballade ein, verziert mit sorgfältigen Gitarrenspielereien. Den Abschluß bildet "In Machine", in dem ganz offen der Fortschritt der Medizin angeprangert wird (ganz aktuell die in USA geklonten Embryos). Die Musik zieht sich steigernd in einer tragischen Art durch das Lied. Sehr ungewöhnlich erscheint mir der Gesang, ob auf Deutsch oder Englisch. Sänger Markus Kurscheidt scheint innerhalb der Tonleitern die Lage zu ändern, wie es ihm gerade paßt, sehr expressiv. Meszada bieten einen interessanten Aspekt düsterer Indiemusik, weitab von Klischees, hier gibt es einiges zu entdecken."

(Text aus The Torturer Nr. 3)