Donnerstag, 11. Juni 2020

Venus Fly Trap - Luna Tide (MC, 1994)

Passend zum vorhergehenden Eintrag gibt es hier ein Tape, das ich damals wohl als Promo-Version Promo-Version eines Albums bekam, das eigentlich als CD veröffentlichtlicht wurde. Venus Fly Trap existieren breits seit den Achtzigern des vergangenen Jahrunderts und sind heute noch aktiv. 2018 gab es mit dem Album "Icon" das letzte Lebenszeichen. Dahinter steckt vor allem Alex Novak, der unter anderem auch das Bizarre-Magazin herausgab. Stilisitisch orientieren sich Venus Fly Trap nach eigenen Angaben an Velvet Underground, David Bowie, Kraftwerk, Bauhaus, Joy Division, Sisters Of Mercy, Nine Inch Nails, Roxy Music, Goldfrapp, Doors, Siouxsie & The Banshees, Cure... Und das hört man auch heraus. Die Songs sind so unterschiedlich und deshalb entdeckt man ständig neues beim Hören - auch heute noch. "My Ships Coming In" landete deshalb auch auf der Torturer-Compilation Volume 4.

Dienstag, 9. Juni 2020

Evidence - From The Heart´s Grave (MC, 1994)

Evidence ist eine Formation aus Nantes in Frankreich. Auf diesem Tape sind 14 Tracks, die leider nicht benannt wurden. Musikalisch hört sich das Ganze ausgereift an, nicht nur stupide heruntergespielte Lieder. Aus jedem einzelnen Stück erkennt man eine eigene Struktur, die allerdings alle einen dunklen Gesamtkontext inne haben. Wenn man gerade denkt, das Sück fließt so dahin, wird man immer wieder durch überraschende, nicht erwartete Einschübe wachgerüttelt. Über einer klassischen Instrumetierung liegt eine oft am Rande der Verzweiflung singende Stimme. Lärmende Stücke wechseln sich mit ruhige dahinfließenden Balladen ab. Schade, dass man nicht mehr über die Franzosen weiß, es wäre interessant, etwas mehr über dieses finstere Konzeptalbum und die dahinter steckende Story zu erfahren. Irgendwie hat das Tape damals von mir keine Beachtung gefunden.

Montag, 8. Juni 2020

Sacrificial Flames - Stone Elegy (MC, 1993)

„Eben noch über amerikanischen Sound geschrieben, geschrieben, jetzt etwas adäquates aus Deutschland. Die Band aus der Pfalz hat sich nämlich ähnlichen Vorbildern verschrieben, wie ich sie eben noch angesprochen habe. Ihr Psychedelic-Rock der sechziger und siebziger Jahre, vermischt mit Einflüssen des Wave, ist etwas durchsichtiger und leichter zu verdauen als der Sound der amerikanischen Kollegen. So besteht das schöne „Buried Alive“ nur aus Gesang und akustischer Gitarre und leichtem Keyboardbackground. Anschließend scheint „Summertime“ in die gleiche Richtung einzuschlagen, jedoch wird daraus schon nach kurzer Zeit ein recht flotter Song. Die zweite Seite beginnt mit einem Stück über den Großen Alten schlechthin, „Cthullu Calls - R´lyeh", das sich sehr experimentierfreudig anhört. Man muß diese Musik schon mögen, damit sie einem gefällt, ich habe da jedenfalls meine Schwierigkeiten.“

(Text aus The Torturer Nr. 5/Mai 1994)


Sanity Assassins - ??? (MC)

„Die Stilrichtung „Gothic-Psychedelic-Rock“ habe ich bisher noch nie gehört, die amerikanischen Sanity Assassins spielen ihn. Dort hat man von Gothic sowieso eine ganz andere Vorstellung als dies in unserer Heimat der Fall ist. Bei den sieben Tracks dominiert ganz klar die harte Gangart der Gitarre. Parallelen zum Death Rock, der ja bekanntlich in Kalifomien „geboren“ wurde, sind bei den Assassins nicht zu übersehen. So weiß ein Song wie „One Careless Stop“ wirklich zu gefallen, sogar eine recht romantisch angehauchte Melodie verbirgt sich in dem psychedelischen Gitarrenspiel. Ganz extrem steht letztgenanntes Merkmal bei „The Door“ im Vordergrund. Ich denke, hierzulande wird man mit dieser Musik seine Schwierigkeiten haben, aber wenn man bedenkt, daß auch Bands wie Killing Joke oder The Damned ihre Fans hatten, denn diese kann ich eigentlich als einzigen Vergleich anführen.“

(Text aus The Torturer Nr. 5/Mai 1994)

Gothica - 1993 (MC, 1993)

„Vorsicht, auf diesem dreißig Minuten-Tape wirst Du in einen Film geführt, der erst in den Windungen Deines Hirns entsteht. Bedingung ist allerdings, daß Du die acht Songs der Demoversionen des vergangenen Jahres von Gothica anhörst. Es handelt sich hierbei um die ersten Werke von Eric, der sich seit gut einem Jahr unter diesem Namen präsentiert. Für jeden Zustand der Seele wird auf der Cassette etwas geboten. Recht finster beginnt die „Prelude“, an die sich ein erfrischendes dunkles Stück mit dem Titel „In The Grip“ anschließt, das zudem noch rhythmisch betont ist. „Darkland“ schleicht sich so dahin, ist nicht so der Reißer. „Never Alone“ beschreibt für mich die typische Szene des Aus-dem-Fenster-Guckens, vor lauter Langeweile und Sehnsucht. Schleppend und verspielt wirkt die Melodie in einem Gewirr des Wetters bei „Gothica“, einer Landschaft in den Bergen ähnlich. Finstere und schwere Kirchenorgeln bestimmen die Szenerie von „Sphere“, das sich wie ein Nebelteppich über Deine Ohren legt. Nun reiten die apokalyptischen Reiter durch das Unwetter der Nacht, Du spürst ihren Hauch, wenn sie Dich passieren, dazu erklingt im Background „Without The Within“. Abschließend das mir persönlich am meisten zusagende Stück, „After All“, das ruhig und getragen wirkt. Ungewöhnlich für ein Demo ist natürlich der totale Verzicht auf Vocals. Dadurch ist es für den Hörer etwas schwer, konzentriert allen Songs zu folgen, zumal sich der Sound manchmal sehr kühl nach Casio-Elektronik anhört.“

(Text aus The Torturer Nr. 5/Mai 1994)


 

Samstag, 6. Juni 2020

In Sensorium - Demo II (MC, 1993)

Drei Tracks befinden sich auf diesem Tape, das mit Bass, Drums und Gesang eingespielt wurde. Der Opener „Pandemonium“ weist ein Bassgewitter auf, zu dem sich eine flehende, unbeholfene Sängerin gesellt. Nicht weniger treibend wirkt „Sweet Embewshment“, das etwas besonderes an sich hat und mit einer besseren Produktion sicherlich noch mehr hergeben würde. Als letztes gibt es das etwas abwechslungsreichere „Annihilation“. Trotzdem sind die Songs in ihrer Gesamtheit eintönig, die Band muß noch an sich arbeiten, vielleicht sollte einmal über die Aufnahme eines Gitarristen oder Keyboarders nachgedacht werden, es würde sich bestimmt lohnen.“

(Text aus The Torturer Nr. 6/August 1994)

 

Under The Rose - Is This The Way? (MC, 1994)

„Gleich zwölf Songs werden auf diesem Tape dargeboten, dieses Mal in englischer Sprache. Jedoch kann ich auch hier nicht so genau eine klare Linie feststellen. Die ersten Songs hören sich alle an wie britischer Gitarrenpop Ende des letzten Jahrzehnts (nannte man diese Welle nicht Rave?) mit einer gehörigen Portion Psychedelic angereichert. Ich vermute mal eine Schülerband hinter dem Namen, die wohl kaum über diesen Status hinauskommen wird. Dazu ist der Sound einfach nicht ausgereift genug, von der Wohnzimmeraufnahme will ich erst gar nicht reden. Die Rhythmussektion spielt immer das gleiche, und nach dem siebten Song mit nervendem Hintergrundgesäge der Gitarre ist selbst bei mir langsam Schluß.“

(Text aus The Torturer Nr. 6/August 1994)

Freitag, 5. Juni 2020

Holylore - Stoned To Death (MC, 1994)

"Weiter geht es in unserer Reihe der italienichen Gothic-Bands. Den Anfang macht heute ein Quintett aus Rom. Ein luxuriöses Farbcover und weitere kolorierte Einleger zu jedem Song mit Bild veranschaulichen die Musik ein wenig besser. Sehr bedächtlich legen die Römer mit "Elsewhere Outside" los, das gemütlich wie ein ruhiger Fluß dahinströmt, symbolisiert durch die spielerische Gitarre, schöner einfühlsamer Song. Doch da kracht dann auch schon "Death Decade" in diese stille Atmosphäre, treibt diese unweigerlich vorwärts, das ist ein erstklassiger Gothsong. Mit zunehmendem Hören komme ich immer mehr zu dem Schluß, daß ich hier eine fast perfekte Symbiose aus Mission, Joy Division und Mephisto Waltz im Recorder habe. Es wechseln sich langsame und schnelle Stücke ab, die allesamt gekennzeichnet sind vom im Ohr bleibenden abwechslungsreichen Melodien. "Stoned To Death" ist ein Tape, daß ich jedem empfehlen kann."

(Text aus The Torturer Nr. 6/August 1994)

Amrol - Demoral (MC, 1993)

"Auf diesem Tape befinden sich vier Songs, die einen recht hohen Sound-Standart erreicht haben. Mit den vier Songs kann ich leider nicht allzu viel mit anfangen. Der Sänger versucht zu singen, scheint aber eher zu schreien. Die rockig angehauchte Musik ist für mich nicht nachzuvollziehen. Vielleicht bin ich auch nicht bereit, mich für diesen eher als Mainstream-Rock zu bezeichnenden Stil zu öffnen."

(Text aus The Torturer Nr. 6/August 1994)


Artica - Dahlia (MC, 1994)

Hiermit liegt das neue Tape der römischen Wave-Rockband vor, die ich bereits in der letztjährigen Augustausgabe als adäquat mit den spanischen Heroes del Silencio bezeichnet hatte. In die gleiche Richtung geht auch der Nachfolger zu „Marea“. Der Opener „Nebbia“ wirkt mystisch angehaucht, gibt aber keinesfalls einen ersten Eindruck auf die weiteren sieben Titel. Dunkle Rockmusik verbirgt sich nämlich in Wirklichkeit hinter Artica, so auch gleich anschließend eines der besten Stücke des Tapes, „Honiria“. Dieses besitzt die typisch treibende Kraft der Römer, gespickt mit richtig guten Gitarrenmelodien und einer ausdrucksstarken Stimme. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem jugoslawischen Bürgerkrieg ist „Sarajevo“; als Synonym für den dort täglich lauernden Tod erklingt im Hintergrund eine Melodiesequenz, die aus Kirchenglocken zusammengesetzt ist. Mit dieser Cassette scheinen Artica ihrem Stil mit anklagendem, verzweifelten Rock mit deutlicher Gitarrenbetonung gefestigt zu haben. Mich wundert nur, daß nicht längst ein Label bei ihnen angeklopft hat.

(Text aus The Torturer Nr. 5 /Mai 1994)