Freitag, 5. Juni 2020

Artica - Dahlia (MC, 1994)

Hiermit liegt das neue Tape der römischen Wave-Rockband vor, die ich bereits in der letztjährigen Augustausgabe als adäquat mit den spanischen Heroes del Silencio bezeichnet hatte. In die gleiche Richtung geht auch der Nachfolger zu „Marea“. Der Opener „Nebbia“ wirkt mystisch angehaucht, gibt aber keinesfalls einen ersten Eindruck auf die weiteren sieben Titel. Dunkle Rockmusik verbirgt sich nämlich in Wirklichkeit hinter Artica, so auch gleich anschließend eines der besten Stücke des Tapes, „Honiria“. Dieses besitzt die typisch treibende Kraft der Römer, gespickt mit richtig guten Gitarrenmelodien und einer ausdrucksstarken Stimme. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem jugoslawischen Bürgerkrieg ist „Sarajevo“; als Synonym für den dort täglich lauernden Tod erklingt im Hintergrund eine Melodiesequenz, die aus Kirchenglocken zusammengesetzt ist. Mit dieser Cassette scheinen Artica ihrem Stil mit anklagendem, verzweifelten Rock mit deutlicher Gitarrenbetonung gefestigt zu haben. Mich wundert nur, daß nicht längst ein Label bei ihnen angeklopft hat.

(Text aus The Torturer Nr. 5 /Mai 1994)

 
 

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